Sonntag, 29. November 2015

Heute war der Tag der Tage!

Um 9:00 Uhr trafen sich alle Teams zu einer letzten Konvoi-Fahrt, die vor dem Zentralstadion in der Nähe von Banjul endete. Zum wahrscheinlich ersten Mal während der gesamten Reise waren alle Teams pünktlich zum Treffpunkt gestartet. Diesen wichtigen Termin wollte keiner verpassen...

Am Stadion angekommen nahmen die Fahrzeuge erst einmal in mehreren Reihen Aufstellung, um sich den potentiellen Käufern bestmöglich zu präsentieren. Von den jeweiligen Teams (oder deren einheimischen Gehilfen) am Vortag noch einmal liebevoll herausgeputzt, waren sie nun der Mittelpunkt von technischen Fachsimpeleien und vollmundigen Heldengeschichten über ihre schier unerschütterliche Zuverlässigkeit während der Wüstendurchquerung. ;-)



Dann begann die Versteigerung und einer nach dem anderen wurde in die Arena gefahren und in einer langwierigen vom hiesiegen Auktionator in 1000er Schritten* durchgeführten Prozedur fand jeder Bolide einen neuen Besitzer. *Wir versteigern in Dalasi (44 Dalasi = 1 Euro).


Und eins gleich vorweg: Das offizielle Endergebnis der Versteigerung war eines der besten in der Geschichte der Rallye Dresden-Dakar-Banjul. Es wurde ein Auktionserlös von insgesamt 3,9 Millionen Dalasi erzielt!

Für unseren  (in den letzten Wochen sehr lieb gewonnenen) T4 haben wir umgerechnet stolze 3.750 € bekommen. Ein sehr gutes Ergebnis für einen VW-Bus , mit dem die DBO hier in Gambia schon einiges anfangen kann...

Der Abschied wird uns schwer fallen. Noch dürfen wir ihn bis morgen Abend nutzen, während der Käufer die Zollformalitäten erledigt. Dann wird er auf dem DBO-Gelände sicher verwahrt bis der Restkaufpreis bezahlt wurde und er damit endgültig ins Eigentum des neuen Besitzers übergeht. Übrigens ein sehr sympathischer junger Arzt, der sich auch sehr über den guten Kauf gefreut hat und versprach, uns immer mal wieder per E-Mail über das "zweite Leben" unseres Boliden in Afrika zu berichten. Eigentlich ist es ja dann schon das "dritte Leben" nach dem Einsatz als Malerfahrzeug in Deutschland und dem legendären Zwischenspiel als internationaler Rallye-Bolide, dessen Ruhm noch lange nachhallen wird...

Übrigens, auch der Trabbi und der Cinquecento haben allen Unkenrufen zum Trotz Ihre Liebhaber in Afrika gefunden! :-)



Damit war unsere Mission ein voller Erfolg! Den wir ohne die Unterstützung unserer zahlreichen Förderer und Sponsoren nicht geschafft hätten. An dieser Stelle noch einmal herzlichen Dank an all diejenigen, die uns mit größeren und kleineren Geldbeträgen, zahlreichen Sachspenden, Tipps und Tricks oder auch mit ihrem technischen Know-how bei der Vorbereitung und Durchführung dieses Projektes unterstützt haben. Ein ganz besonderer Dank gilt Kfz-Meister Niko Zemmrich, der den T4 so gut auf die Tour vorbereitet hat, dass wir nicht den kleinsten Ausfall hatten. Unser Bolide stand nach strapaziösen 8000 Kilometern bei der Versteigerung in einwandfreiem Zustand da. Gut für noch viele weitere Tausende Kilometer "drittes Leben" in Afrika...

Es grüßt euch herzlich aus Gambia das Team Heiter bis Sandig.

Freitag, 27. November 2015

Endlich angekommen in Gambia

Die letzte Etappe hatte es noch einmal richtig in sich. Kurz nach sechs starteten wir in St. Louis, Senegal. Die ersten Kilometer rollten wir noch auf einer ordentlichen Straße, dann bogen wir auf eine Piste ab. Über Buckel und eingehüllt in die Staubfahne des Vordermanns fühlten wir uns wie bei der echten Rallye Paris-Dakar.
Natürlich gab es wieder Defekte, und wir standen bei brütender Hitze und belagert von Kindern, die nach "cadeaux" fragten.
Die letzten Kilometer in Senegal führten über eine sehr schlechte Piste, und dann waren wir plötzlich in Gambia. Endlich mal kein stundenlanges Anstehen, das war echt ungewohnt.
Dafür warten wir an der Fähre über den Gambia-Fluss, denn wir passen nicht alle darauf. In Flussnaehe ist es furchtbar schwül, auch am Abend läuft uns der Schweiß in Strömen. Die Straße, über die  wir nach Banjul fahren, ist super ausgebaut. Trotzdem muss Fahrer Michael Schwerstarbeit leisten: im Dunkeln riskieren wir ständig Zusammenstöße mit unbeleuchteten Radfahrern, Fußgängern oder auch Hunden.
Nach 16 Stunden Fahrt rollen wir endlich vor dem "blue kitchen" vor, dem Restaurant, das von der Dresden Banjul Organisation betrieben wird. Den Teams ist die Erleichterung und die Erschöpfung anzumerken, wirkliche Feierlaune kommt nicht auf. Wir trennen uns von Team Yolo, das in einem anderen Hotel untergebracht ist, und fahren mit dem Sandmann zum
Am nächsten Morgen die große Überraschung:
Auch Team Yolo ist in unserem Hotel, denn ihres gibt es nicht mehr....







Mittwoch, 25. November 2015




Tag 17: St. Louis im Senegal

Wer unseren Blog verfolgt hat, wird bemerkt haben, dass wir eine ganze Weile nicht online waren.
Diese Tage waren die bisher spannendsten, und wir sind ganz überwaeltigt von den Eindrücken und teilweise auch von der Anstrengung.
Die Etappen durch die Wüste haben Mensch und Maschine alles abverlangt. Auf Sand zu fahren, bedeutet eine völlig neue Fahrtechnik, sonst kommt man sehr schnell auf die "Einsandeliste" der Rallye. Da wir im Konvoi unterwegs sind, gibt es immer genügend Helfer, die Autos aus dem Sand ziehen oder schieben. Die Fahrt durch die Dünen, aber auch am Strand des Atlantiks entlang, macht einfach riesig Spaß. Wenn die Fahrzeuge durch die Duenen arbeiten und nach links und rechts der Sand spritzt, kommt echtes Rallye- Feeling auf. Leider können zwei Teams diese tollen Etappen nicht mit fahren, und viele büßen diverse Teile ein. Im Orga-Bus wird eine bunte Mischung Stoßstangen transportiert. Selbst der Trabant hat ein Problem mit dem Krümmer- kein Problem für die routinierten Schrauber unter den Fahrern. Unser Bus läuft nach wie vor wie eine Eins, worüber wir sehr dankbar sind.
Nach Marokko erleben wir auch in Mauretanien sehr vielfältige, beeindruckende Landschaften zwischen Savanne und Wüste. Was uns schockiert, sind die Armut und die schlechte Infrastruktur, selbst in der Hauptstadt Nouakschott. Hier lernen wir den Geschäftsmann Sidi kennen, der uns mehrere Stunden lang durch die Märkte seiner Stadt führt.
Nach Senegal reisen wir über einen Damm längs des gleichnamigen Flusses ein. Da die Fahrt im Konvoi lange dauert und immer mal wieder technische Probleme auftreten, kommen wir erst im Dunkeln im Etappenziel St.Louis an. Dem Team Jost, das schon seit zwei Wochen Pech mit seinem Wagen hat, fährt zu allem Überfluss ein einheimischer Fahrer in die Seite. Als sie sich auf dem Zeltplatz auch noch einsanden, ist der Tag gelaufen. Wir werden für die Strapazen der letzten Tage mit einem tollen Buffet, kaltem Bier und Duschen belohnt. Wir freuen uns auf den morgigen Ruhetag, denn St. Louis soll eine schöne alte Kolonialstadt sein.















F


Mittwoch, 18. November 2015

Tag 12: Auf dem Weg nach Mauretanien

Heute ging es sehr früh los, denn uns steht der Grenzübertritt nach Mauretanien bevor. 100 Kilometer vor der Grenze haben wir uns an einem Rastplatz versammelt, von hier aus fahren alle Teams in Kolonne zum Geduldsspiel an der Grenze. Zwischendurch passieren wir den Wendekreis des Krebses bei 23 Grad nördlicher Breite. Die Landschaft ist schon wuestenartig karg und völlig menschenleer,  wir treffen auch fast nur noch Autos, die mit einer Startnummer unserer Rallye unterwegs sind. In den nächsten fünf Tagen werden wir dann nur noch mit unserem Tross unterwegs sein. Jetzt zeigt sich, ob die bunte Truppe aus Abenteurern, rüstigen Rentnern und Paradiesvoegeln zusammen passt.
Optisch haben wir uns der Sahara zumindest schon angepasst.





Dienstag, 17. November 2015

Tag 11: Ruhetag in Dakhla

Unser erster echter Ruhetag. Wir sind in Dakhla in der Westsahara, noch etwa 270 km von der mauretanischen Grenze entfernt.
Wir nutzen die Zeit, um endlich Wäsche zu waschen, im Atlantik baden zu gehen und zu lesen. Und wir bereiten die Wüstenetappen vor: 150 Liter Wasser haben wir für fünf Tage Sahara geladen, morgen werden noch die Reserve-Kanister mit Diesel gefüllt.
Dakhla bereitet sich derweil auf den   Unabhängigkeitstag vor, der morgen gefeiert wird. Die komplette Stadt ist ein einziges Fahnenmeer, von jeder zweiten Fassade grüßt König Mohammed VI. Und das allgegenwärtige Militär wird morgen in einer Parade auf der kilometerlangen Prachtstraße aufziehen, die aus Dakhla hinaus ins Niemandsland führt. Mit solchen Veranstaltungen untermauert Marokko seinen Anspruch auf die Westsahara. Diese Region, die zu den am dünnsten besiedelten der Welt gehört, ist eigentlich nur aufgrund ihrer Bodenschätze (v.a. Phosphat) interessant.

Morgen heißt es für uns wieder früh aufstehen, denn uns steht die lange Fahrt an die Grenze und die sicher ebenso lange Abfertigung an derselbigen bevor. Und wir werden zum ersten mal mit allen 38 Teams in Kolonne fahren, mal schauen, wie gut das funktioniert.
Der Trabant wird auch dabei sein, auch wenn er heute noch einmal geschraubt wurde.
Die nächsten fünf Tage werden wir offroad durch die Sahara fahren und im nirgendwo zelten. Wir freuen uns riesig darauf.





Montag, 16. November 2015

Tag 10: Durch die Westsahara







Seit gestern sind wir in der Sahara unterwegs, was sich auch an den Temperaturen ablesen lässt. Während wir tagsüber in der Sonne fast gegrillt werden, ist es nachts im Zelt schon ziemlich frisch.
Die Westsahara ist offiziell eine marokkanische Provinz, doch die Befreiungsbewegung Polisario kämpft um ein Referendum zur Unabhängigkeit. Seit 1991 herrscht ein brüchiger Waffenstillstand zwischen Marokko und der Region. An der starken Militärpräsenz spürt man dies auch. In manchen Orten ist jeder zweite uniformiert, und wir werden regelmäßig angehalten und nach der Auskunft (Fiche) gefragt, die wir in 25 Kopien mitführen.
Abends im Zeltlager machen wir uns wieder beliebt, da wir immer noch Joghurt aus Freiberg mitführen. Manche Teams haben schlecht geplant und sind entsprechend verzweifelt. Dass wir noch Freiberger Bier mitführen, behalten wir erst einmal für uns...
Die Landschaft wird immer karger und die Strecke führt stupid geradeaus, über hunderte Kilometer. Zum Glück haben wir für heute einen Pionier-Auftrag: Komposition eines Rallye-Liedes mit dem Titel "Weine nicht, wenn die Achse bricht".

Sonntag, 15. November 2015

Tag 8: Durch das Paradies-Tal ans Meer

Wie immer starten wir viel zu spät, und das Tagesziel, im Hellen anzukommen, ist schon früh außer Reichweite. Mit 350km ist es die kürzeste Etappe in Marokko, aber wir fahren eine kurvenreiche Strecke durch den Atlas, die Zeit kostet. Wir haben mittlerweile sowieso ein afrikanisches Verhältnis zur Zeit entwickelt... Als wir einmal zu früh abbiegen und plötzlich mitten auf dem belebten Markt eines kleinen Dorfes stehen, machen wir kurzerhand Pause und kaufen Gemüse und frittierten Fisch.
Die Fahrt durchs Gebirge bietet wieder spektakuläre Ausblicke hinter jeder Kurve. Eine kleine Enttäuschung sind die Wasserfälle von Immouzer, die nach drei Jahren Trockenheit zu einem Rinnsal geschrumpft sind. Weiter geht es durch das Paradies-Tal mit seinen traumhaften Felsformationen und Palmen.
Wir warten in einem kleinen, malerisch gelegenen Restaurant so lange auf unser Essen, dass wir unseren Plan, einen Nationalpark zu besuchen, aufgeben.  Flexibilität ist eine  Kernkompetenz des Rallyefahrers. Aufmerksamkeit auch, weshalb André heute Fahrverbot hat.
Ab jetzt wird die Strecke einsamer, wir nähern uns der  Westsahara. mittlerweile bilden wir mit Team Yolo aus Berlin und Team Sandmann aus Heidenau eine feste Schicksalsgemeinschaft- sie haben sogar eines unserer Logos übernommen ;)